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Juhász Tamás668 -- 676

Die Wurzel des Wortes Bildung ist „Bild“, und das ist nicht von ungefähr. Bildung entsteht in einem geistigen Prozess im Selbstbewusstsein des Menschen. In diesem Prozess werden die Bilder der Welt, der uns umgebenden Wirklichkeit in die Seele geprägt, und werden daraus Begriffe. Begriffe verwandeln sich mit Hilfe unserer kommunikativen Fähigkeit und der spezifischen Kommunikationsmitteln des Menschen in Worte, Mitteilungen, Sätze. In diesem komplizierten Prozess treten die drei Hauptaktivitäten der Seele – Denken, Einbildung und Willen – in Erscheinung. Diese geäußerten Aktivitäten formen zusammen die drei Gebiete der Kultur: Wissenschaft, Kunst und Moral. Das Referat verweist auf diese allgemein bekannten Grundwahrheiten um zu zeigen:
Erstens haben die Reformierten nichts gegen Bilder, die ja die Quelle allen Wissens und aller Bildung sind. Auch die Reformatoren waren nicht „Bilderstürmer“, wie das oberflächliche Kritiker später behauptet haben. „Was hindert mich ein Bild, wenn mein Herz nicht daran hängt? Nun muss man solchen Bildern nicht Hals und Bein brechen, sie zerschlagen, […] sondern man muss das Volk mit dem Wort dahin bringen, dass sie kein Zuversicht haben zu den Bildern, als könnten sie ihm helfen oder als wollten sie Gott einen besonderen Dienst damit tun. Denn das Herz muss wissen, dass ihm nichts frommet noch hilft, denn Gottes Gnade und Güte allein“ (Luther).
Zweitens möchte der Verfasser mit dem Verweis auf diese Gedanken zum Begriff „Bildung“
die geistig-geistliche Entwicklung des Menschen und seiner Kultur in ihrer gesamten Spannweite unterstreichen. Denn Bilder werden im Bewusstsein des Menschen im Prozess der Bildung verinnerlicht, geistig verarbeitet (gespeichert) und ein „gebildeter“, mündiger Mensch verwaltet sie auf souveräner Weise im Denken, Wollen und Schaffen. Bekommt er dagegen diese Bilder fertig vorgeprägt, wiederholt, und in ständiger Bewegung sogar auf dem Bildschirm, wird er ein Faulenzer: unfähig zum Denken, phantasielos und willenlos. Eine uniforme Marionette, fabriziert zu „Konsumidiotismus“.
Darum ist es von Bedeutung die theologische und kirchliche Relevanz des zweiten Gebotes
immer wieder vor Augen zu halten. Bei der Schilderung der theologischen Relevanz des zweiten Gebotes geht es im Referat um ein neues Mitlesen einer Arbeit von Alfred de Quervain aus 1936 über Das zweite Gebot in der dogmatischen Arbeit – mit einigen nötigen Ergänzungen. Alfred de Quervain kritisiert an drei Punkten den protestantischen (er sagt: „romantischen“) Missbrauch des zweiten Gebotes: (1) in der protestantischen Analogielehre, (2) in einem verkehrten Gebrauch der Gleichnisse im Kultus (vor allem in der Sakramentslehre) und (3) in der Übertreibung der Rolle von Vorbildern in der Predigt und im ethischen Handeln.
Im letzten Teil des Referates geht es um praktisch-kirchliche Bräuche und Missbräuche in verschiedenen „-ismen“: Biologismus, Psychologismus und Liturgismus, um Gebiete der (reformierten) kirchlichen Wirklichkeit, wo rechte Gotteserkenntnis und Gottesverehrung im Sinne des zweiten (aber auch des ersten) Gebotes ernstlich gefährdet sind.

Református Szemle 105.6 (2012)