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Kustár György127 -- 159

Wenn Gott für Bultmann „das ganz Andere“ ist, so wird unser Versuchen ihn zu verstehen ohne Erfolg bleiben. Alles, was wir über Gott erfahren können, erreicht uns als Gnade. Die Gnade Gottes ist aber kein Wissen, also etwas Intellektuelles, sondern eine Tat, in der wir nur teilnehmend „mit-dabei sein“ können. Der Inhalt dieser Gnade, ein unverfügbares Geschehen, erschließt sich als Liebe. Bultmann benutzt häufig das Beispiel der Vater-Sohn Beziehung, um den reinen Akt der Liebe zu demonstrieren. Er stellte fest, dass die Liebe als Liebe Gottes nur dann erlebt werden kann, wenn sie als reines Geschenk, ohne Bedingungen und Erwartungen gegeben wird, wenn der Sohn den Vater „als Vater sein lässt“. Das Problem dieses Beispiels ergibt sich eben in der Definition der Beziehung. In welchem Sinn können wir über die Rolle des Vaters sprechen, wenn laut Bultmann uns die Erfahrung des Inhalts der reinen Liebe nicht zur Verfügung steht? Aber was bedeutet dann als Vater zu lieben? Können wir von dem, was die Vaterrolle kulturell voraussetzt, einfach absehen, und verhindern, dass wir unser Vorverständnis unbewusst in unser Erleben hineinbringen? Und wenn die Antwort Nein ist, dann müssen wir uns klarmachen, was unsere Voraussetzungen zum Erlebnis des Gebens hinfügen. Diese Studie versucht diesen versteckten Prozess zu entdecken und das in ihm inhärent Pa­ radox ins Licht zu bringen, in Zusammenhang mit der Frage: kann laut Bultmann Jesus ein Vorbild der Liebe sein? Und wenn ja, können die Taten Jesu in dem Verstehen und Erleben der Liebe konstruktiv sein?

Református Szemle 109.2 (2016)Research articleNew Testament